Workshop im Rahmen der Frühjahrsakademie an der AMD Berlin, 02.-05.04.2013
Unternehmen des Bekleidungssektors ergreifen zunehmend freiwillige Corporate Social Responsibility (CSR) – Maßnahmen, um etwas für ihr angeschlagenes Image zu tun oder weil sie tatsächlich die Produktionsbedingungen in ihren Zulieferbetrieben verbessern wollen.
Durch die Mitgliedschaft in einer Textilvereinigung soll ihr Engagement für Unternehmensverantwortung belegt werden. Diese Zusammenschlüsse können branchenintern sein (z.B. Business Social Compliance Initiative, BSCI) oder sie berücksichtigen verschiedene Interessengruppen (z.B. Fair Wear Foundation, FWF). Dementsprechend variieren die Verhaltensregeln für die Herstellung von Bekleidung, auf die sich die Mitglieder der Initiativen verständigt haben.
Ziel des Workshops war, die Unterschiede von Textilvereinigungen zu analysieren und zu bewerten sowie sie in ihrer Bedeutung einzuordnen.
Nachdem die Teilnehmer_innen ihre Fragen und Erwartungen an den Workshop formuliert hatten, wurde ‚Grundlagenforschung‘ betrieben. In Arbeitsgruppen recherchierten die Studierenden die globalen Entwicklungen, die zur heutigen Situation im Bekleidungssektor geführt haben: Welttextilabkommen, Quotenregelung, WTO, Konzentrationsprozess im T&B-Sektor, Strukturwandel sind Stichworte dieser Recherchearbeit. Eine andere Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit den Unterschieden ausgewählter Produktionsländer: China, Bangladesch, Indonesien, Kambodscha. Wieder andere Student_innen machten sich mit rechtlichen und formalen Rahmenbedingungen vertraut: ILO-Normen, Unternehmenskodizes, CSR, Auditierungen.
Am zweiten Tag ging es weiter mit der Recherche. Zunächst wurden die Erkenntnisse vom Vortag anhand von Filmen nachempfunden und gefestigt. Dann hieß es, Textilvereinigungen aufzuspüren, ihre Arbeits- und Funktionsweisen zu verstehen und die Unterschiede herauszuarbeiten. In einem weiteren Schritt wurde die Multistakeholder-Initiative (MSI) ‚Fair Wear Foundation‘ unter die Lupe genommen. Die Studierenden setzten sich ausführlich mit Ansatz und Instrumenten dieser Vereinigung auseinander.
Das Workshop-Programm wurde immer wieder durch Filme ergänzt. Die Teilnehmer_innen waren sehr beeindruckt von der Dokumentation ‚A wage you can live from’, einer erschütternden Schilderung der Arbeits- und Lebensbedingungen junger Textilarbeiter_innen in Kambodscha.
Am vierten und letzten Workshop-Tag stand der Besuch einer Nichtregierungsorganisation (NGO) auf dem Plan. In den Büroräumen von ‘INKOTA’ erläuterte Axel Schröder, Politikwissenschaftler und Vorstandsmitglied der NGO, die Aktivitäten dieser zivilgesellschaftlichen Initiative sowie ihre Arbeit als Trägerorganisation der Kampagne für Saubere Kleidung. Besonders spannend für die Studierenden waren Informationen zu ‚Adbustingaktionen‘, bei denen Werbestrategien von Markenherstellern verfremdet und als Antiwerbung gegen sie eingesetzt werden.
Zurück in den Räumen der AMD simulierten die Student_innen zum Abschluss des Workshops in einem Planspiel den Prozess, der sich idealerweise zwischen den Stakeholdern einer MSI abspielt.