Im März 2015 boten zwei Multiplikatorinnen von FairSchnitt im Rahmen der Frühjahrsakademie der Akademie Mode und Design (AMD) einen Workshop an. Der Titel des viertägigen Workshops lautete: „Wege der Kleidung in der FastFashion-Industrie und ihre Auswirkungen: Produktion, Handel, Konsum, Entsorgung und Weitervertrieb als Altkleidung.“ Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Frühjahrsakademie der AMD mit etwa zwölf Workshops insgesamt, war unser Workshop eine ziemliche Ausnahme, da er nicht kreativ orientiert war. Trotzdem konnten wir uns über ein reges Interesse freuen: Achtundzwanzig Studentinnen nahmen teil und somit war der Workshop komplett ausgebucht.
Die Teilnehmerinnen hatten unterschiedliche fachliche Hintergründe: Es gab Modejournalismus-, Modedesign-, und vor allem Modemanagement-Studentinnen. Auch waren sie unterschiedlich weit fortgeschritten im Studium und daher auch unterschiedlich vertraut mit dem Thema des Workshops: Manche hatten dazu schon während des Studiums inhaltlich gearbeitet und wollten ihr Wissen vertiefen, andere hatten bislang nur über die Medien von dem Thema erfahren und betonten, dass es ihnen sehr wichtig sei.
Im Rahmen des viertägigen Workshops wurden einzelne Stationen der textilen Kette genauer betrachtet: Zur Einführung der Thematik wurden am ersten Tag die Arbeitsbedingungen in den Konfektionsbetrieben der Produktionsländer Asiens thematisiert. Darauf aufbauend sind wir am zweiten Tag auf das Thema Einkauf eingegangen und haben die Auswirkungen der Einkaufspraxis in der FastFashion-Industrie auf die Arbeitsbedingungen analysiert. Höhepunkt an diesem Tag war das Planspiel zur Einkaufspraxis mit dem Nachstellen eines Kongresses zu Arbeitsbedingungen und Existenzlöhnen. Als nächsten Punkt in der textilen Kette haben wir dann den Verkauf und Konsum der Kleidung bis hin zur „Entsorgung“ betrachtet, denn damit beginnt ein neuer Kreislauf des Handels und der Verwertung von Altkleidung. Anschließend ging es dann um Alternativen zur FastFashion-Industrie: Eine Exkursion führte zu „glore“, einem Münchner Laden für öko-faire Mode, dem man dies jedoch entgegen aller Erwartungen nicht ansieht, wie die Studentinnen in der anschließenden Diskussion erstaunt anbrachten.
Es hat Spaß gemacht, mit den aufgeschlossenen und interessierten Studentinnen zu arbeiten. Das viertägige Format gibt die Möglichkeit, viel und vertieft zu arbeiten und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Allerdings ist es nicht immer leicht, auf unterschiedlichen Vorkenntnissen gezielt aufzubauen und herauszufinden, wieviel an Vorwissen vorausgesetzt werden kann. So bleibt als Hoffnung, dass die Studentinnen nicht nur viel Neues lernen konnten, sondern vor allem auch bei dem Thema bleiben und sich auch in ihrem Berufsleben immer wieder, über ihr Interesse an Mode hinaus, aktiv mit den Lebensbedingungen derjenigen beschäftigen, die die Mode produzieren, und aktiv an deren Verbesserung mitarbeiten.
Ingeborg Pujiula, März 2015