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Sandra Ramos berichtet an der Akademie Mode und Design Düsseldorf von den Arbeitsbedingungen nicaraguanischer Näherinnen. Foto: © Ina Köhler, AMD DüsseldorfSandra Ramos berichtet an der Akademie Mode und Design Düsseldorf von den Arbeitsbedingungen nicaraguanischer Näherinnen.
Foto: © Ina Köhler, AMD Düsseldorf
Im November und Dezember 2015 organisierten wir mit dem Projekt FairSchnitt drei spannende Vorträge von ausländischen Expertinnen an deutschen Hochschulen, die Mode- und Textilstudiengänge anbieten. Sandra Ramos, Frauenrechtlerin aus Nicaragua und Mitbegründerin der Clean Clothes Campaign, berichtete am 29.10.2015 an der AMD Düsseldorf über die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen von Näherinnen in ihrem Heimatland Nicaragua. Die Gewerkschafterin Sophorn Yang aus Kambodscha hielt zwei Vorträge, den ersten an der Hochschule Niederrhein am 7.12.2015 und den zweiten an der ESMOD Berlin am 10.12.2015. Insgesamt wurden so ca. 120 Studierende und Dozent_innen erreicht.

Sandra Ramos beschrieb den Arbeitsalltag der Näherinnen in Nicaragua. Viele Frauen arbeiten an sieben Tagen der Woche jeweils 14 Stunden für einen Hungerlohn von monatlich 160 US-Dollar. Die Auftraggeber, die unter diesen unmenschlichen Bedingungen produzieren lassen, sind riesige Modehäuser mit weltweiter Kundschaft. Den angehenden Modedesigner_innen, Mode- und Designmanager_innen sowie Modejournalist_innen an der Hochschule AMD Düsseldorf wurde deutlich vor Augen geführt, was Fast Fashion für die Arbeiterinnen in Billiglohnländern bedeutet. Ein Raunen ging durch den Raum, als Frau Ramos berichtete, wie eine Nähfabrik in Mittelamerika versuchte, ihre Arbeiterinnen zum Tragen von Windeln zu verpflichten, um Pausenzeiten für Toilettengänge einzusparen. Mithilfe einer Dolmetscherin stellten die ca. 50 teilnehmenden Studierenden viele Fragen zu Möglichkeiten, um diese Arbeitsverhältnisse zu verbessern. Der Vortrag wurde ermöglicht in Kooperation mit der Christlichen Initiative Romero e.V. .

Sophorn Yang (rechts) beantwortet die zahlreichen Fragen der Studierenden an der Hochschule Niederrhein zu den Forderungen der Näherinnen in Kambodscha. Foto: © FEMNETSophorn Yang (rechts) beantwortet die zahlreichen Fragen der Studierenden an der Hochschule Niederrhein zu den Forderungen der Näherinnen in Kambodscha. Foto: © FEMNETIm Dezember sprach die kambodschanische Gewerkschafterin Sophorn Yang auf Einladung von FEMNET e.V. und des Deutsch Khmer Freundschaft e.V an der Hochschule Niederrhein und an der ESMOD Berlin vor Studierenden.  

Sie berichtete über den Arbeitskampf der kambodschanischen Gewerkschaften für einen höheren staatlichen Mindestlohn. In Kambodscha sind in rund 600 Nähfabriken rund 600.000 Menschen beschäftigt, die von dem staatlichen Mindestlohn – selbst wenn er gezahlt wird, was nicht der Regelfall ist – nicht leben können. 86% Prozent der Näher_innen sind Frauen, die aufgrund der Mehrfachbelastungen durch 14-Stunden-Tage, Familie und Haushalt kaum die Kraft haben, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Viele Frauen fallen bei der Arbeit regelmäßig in Ohnmacht und sind unterernährt.

Sophorn Yang selbst ist Mitglied einer Gewerkschaftskoalition in Kambodscha, die einen Mindestlohn von 177 US$, der durch die multinationalen Modeunternehmen sicherzustellen ist, fordert. Zurzeit beträgt der Mindestlohn noch 128 US-Dollar, ab Januar 2016 soll er auf nur 140 US-Dollar angehoben werden. Stark gestiegene Lebenshaltungskosten stehen in keinem Verhältnis zu diesem "höheren" Mindestlohn, der laut der Asia Floor Wage Campaign in Kambodscha bei 283 US-Dollar liegen müsste, um das Existenzminimum zu sichern.

Die Studierenden der verschiedenen modebezogenen Studiengänge interessierten sich besonders für die aktuellen Entwicklungen in der gewerkschaftlichen Arbeit. Wie ist es überhaupt möglich, sich gewerkschaftlich zu betätigen, wenn Demonstrationen wie zum Beispiel Anfang 2015 von der Militärpolizei der Regierung blutig niedergeschlagen werden. Viele Nachfragen galten der persönlichen Situation von Sophorn Yang – sie steht zur Zeit vor Gericht, da sie von der Regierung für den Tod dieser Protestierenden verantwortlich gemacht werden soll. Die Regierung Kambodschas versucht aktuell ein Gesetz durchzusetzen, das die gewerkschaftliche Arbeit weiter behindert – so sollen in Zukunft 20% der Belegschaft eines Betriebs notwendig sein, um eine Betriebsgewerkschaft zu gründen. Bisher waren acht Arbeiter_innen nötig. Viel diskutiert wurde über die Möglichkeiten, als Konsument_in und zukünftige Modemanager_in (zum Beispiel im Einkauf von Modeunternehmen) Einfluss auf die Verhältnisse zu nehmen. Sollten zum Beispiel bestimmte Marken oder Einzelhändler boykottiert werden?

Die Vorträge wurden im Rahmen des Projekts FairSchnitt ermöglicht durch die Förderung von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, von der Europäischen Union sowie von Deutsch Khmer Freundschaft e.V. .

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