Bildungsarbeit an Hochschulen

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Im Workshop konnten die Fragen der Studierenden beantwortet werden. Wichtiges Informationsmaterial ist die Studie „Im Stich gelassen“. Foto: © FEMNET e.V.Im Workshop konnten die Fragen der Studierenden beantwortet werden. Wichtiges Informationsmaterial ist die Studie „Im Stich gelassen“. Foto: © FEMNET e.V.Zum Abschluss des Sommersemesters 2016 war das Projekt Fairschnitt erneut an der Hochschule Niederrhein zu Gast. Nachdem bereits die Themen „Einkaufspraxis großer Unternehmen und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen“ sowie „Camp Labour-System in indischen Baumwollspinnereien“ in diesem Semester an der Hochschule bearbeitet wurden, ging es diesmal um die Löhne und Arbeitsbedingungen in (Ost-) Europa und der Türkei. Die Multiplikatorin Stefanie Dommermuth leitete den Workshop, an dem 23 Studierende aus den Studien­gängen Textil- und Bekleidungs­manage­ment, Textil- und Bekleidungstechnik sowie Design-Ingenieur teilnahmen.

Zum Einstieg beschäftigten sich die Studierenden damit, was sich ein_e Arbeiter_in von dem gezahlten Lohn leisten sollen könnte. Schnell wurde klar, dass sich ihre Bedürfnisse kaum von unseren unterscheiden. Es entwickelte sich eine Diskussion darüber, ob gesetzlich festgelegte Mindestlöhne ausreichen, um sowohl bei uns als auch in anderen Ländern seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die prekäre Situation, die aus unzureichenden Löhnen resultiert, war für viele Studierenden nachvollziehbar, da es mittlerweile häufig notwendig ist das Studium mit Hilfe eines oder mehrerer Nebenjobs zu finanzieren. Einige berichteten aus eigener Erfahrung, dass die Arbeitgeber_innen ihre Arbeit nicht wertschätzten und sie für ihren Lohn mehr arbeiten mussten als vereinbart war.

Umso erschrockener nahmen die Studierenden dann die Ergebnisse der Studie "Im Stich gelassen" (2014) auf, die das ganze Ausmaß der unwürdigen Arbeitsbedingungen in (Ost-) Europa und der Türkei offenbart. Die zusätzlich gezeigten Filmbeiträge füllten diese Zahlen und Fakten mit anschaulichen Beispielen aus den Ländern Mazedonien und Rumänien. So erhält in Rumänien, von wo aus Kleidung im Wert von 700 Mio. Euro jährlich nach Deutschland exportiert wird, ein_e Arbeiter_in mit dem Mindestlohn lediglich 19% des geschätzten Betrags, der für den Lebensunterhalt eigentlich notwendig wäre. Dass dies bei Weitem noch nicht die größte Diskrepanz in den Ländern Osteuropas darstellt, wurde in der Erarbeitung der einzelnen Länderprofile in Kleingruppen sichtbar. Ein generelles Problem ist darüber hinaus, dass schon der Mindestlohn häufig nur mit Überstunden erreicht werden kann. Wer sich gewerkschaftlich organisiert und für die Einhaltung der Rechte der Arbeiter_innen einsetzt, bekommt Probleme in der Fabrik oder verliert seinen Job.

Die Diskussion und das Feedback zeigen, dass gerade die geographische Nähe und teilweise die Zugehörigkeit der Staaten zur Europäischen Union für die Studierenden einen wichtigen und eingängigen Anknüpfungspunkt darstellten. Durch das Modul wurden die Fokussierung auf unwürdige Arbeitsbedingungen in Südostasien aufgebrochen und das kritische Denken über die Produktionsbedingungen in der gesamten textilen Kette gefördert.

 

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