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Angeregte Diskussion der Teilnehmer_innen der Fachtagung. Foto: © FEMNETAngeregte Diskussion der Teilnehmer_innen der Fachtagung. Foto: © FEMNET Für Dozent_innen modebezogener, wirtschafts­wissen­schaftlicher und päda­gogischer Studiengänge sowie für FEMNET-Multiplikator_innen und -Mitarbeiterinnen organisierte FEMNET am 27. Oktober 2017 eine Fachtagung, mit dem Ziel, transdisziplinären Austausch zu fördern und Durchsetzungsmechanismen für Arbeitsstandards in der Bekleidungsindustrie zu diskutieren. 39 Expert_innen waren in Bonn zusammengekommen, um zu diskutieren, wie es um die Arbeitsbedingungen in der bangladeschischen Bekleidungsindustrie derzeit bestellt ist und welche (handels-)politischen Entwicklungen damit einhergehen.

Einführend wurde die mitgebrachte Expertise aller Teilnehmenden betrachtet, indem sie ihr bereits vorhandenes Wissen zu Bangladesch und der dortigen Bekleidungsindustrie in Kleingruppen austauschten und vorstellten. Hier wurde deutlich, dass die Mehrheit der Teilnehmenden eine solide Grundlage an Kenntnissen mit in die Veranstaltung brachte.

Kalpona Akter (Geschäftsführerin des Bangladesh Center for Worker Solidarity, BCWS) und Mim Akter (Generalsekretärin der Fabrikgewerkschaft Dress & Dismetic, Bangladesch) übernahmen den ersten Input, in dem sie vor allem auf die noch immer schwierige Situation von Gewerkschaften in Bangladesch eingingen: Während nach dem Unglück von Rana Plaza zunächst eine Verbesserung festzustellen war, werden Gewerkschaften in den vergangenen zwei Jahren von Seiten der Regierung und der Fabrikbesitzer wieder zunehmend unterdrückt und in ihrer Arbeit behindert.

Dr. Gisela Burckhardt erläutert die Rahmenbedingungen des Accord I und II. Foto: © FEMNET Dr. Gisela Burckhardt erläutert die Rahmenbedingungen des Accord I und II. Foto: © FEMNET Als nächstes wies Dr. Gisela Burkhardt (FEMNET-Vorstandsvorsitzende) mit einem Beitrag zum „Bangladesh Accord on Fire and Building Safety“ darauf hin, dass dieser hinsichtlich der Gebäudesicherheit zwar ein großer Erfolg sei, aber keine Veränderungen der Arbeitsbedingungen bewirke. Deshalb sei eine Erweiterung durch den „Accord II“, der u.a. Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen beinhaltet, notwendig. Kalpona Akter stellte den Teilnehmenden daraufhin den Accord II genauer vor und formulierte die Hoffnung, die damit verbunden ist: eine bessere Umsetzung von Arbeitsrechten. Des weiteren wies sie auf die Unwirksamkeit des Sustainable Compact zwischen Bangladesch und der EU hin – ein Abkommen, welches zu einer stätigen Verbesserung der Arbeitsrechte und der Sicherheit in den Fabriken in der Textilindustrie Bangladeschs führen soll – und stellte zur Diskussion, ob durch den Verstoß Bangladeschs gegen die ILO-Kernarbeitsnormen der zollfreie Export in die EU noch gerechtfertigt werden könne.

Nach einer anregenden Diskussion u.a. über die Rolle von Gewerkschaften im Accord I und Accord II, rundete Alexander Geiger (Referent für Handelspolitik im Referat Globale Politik und Entwicklung der Friedrich-Ebert-Stiftung) die Veranstaltung ab. In seinem Beitrag zu Arbeitsstandards und Sozialklauseln in der EU Handelspolitik und deren Auswirkungen auf den Schutz der Arbeitsrechte ging er auf die Entwicklungen in der EU-Handelspolitik seit 2000 ein, erläuterte den Unterschied zwischen dem promotional approach (EU) und dem conditional approach (US) im Hinblick auf Arbeitsstandards und führte die Teilnehmenden in die aktuell in Brüssel stattfindende Debatte zu Handel und nachhaltiger Entwicklung ein. In der Diskussion wurde herausgearbeitet, dass Handelsabkommen allein die Arbeitsstandards in den Produktionsländern nicht ausreichend stärken. Deshalb müsse nun das „Window of Opportunity“ genutzt werden, welches sich aktuell durch eine öffentliche Anhörung zu möglichen Handlungsoptionen der europäischen Union öffne. Alexander Geiger plädiert dabei auf „mehr Beratung und mehr Teilhabe von verschiedenen Stakeholdern“.

Bei einem gemeinsamen Ausklang mit Abendessen bot sich weiterer Raum zum Diskutieren und Netzwerken, der von den meisten Teilnehmenden gerne genutzt wurde. So ergab sich ein Tag, der dicht gefüllt war mit neuen Informationen aber gleichzeitig genug Raum für Austausch zur Verfügung stellte.

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